Licht und Industrie

Rolf Zavelberg im Interview

3lux:letters: Licht gestaltet und setzt Akzente, es unterstützt die Architektur und kann Emotionen wecken. Wie wichtig ist Licht für Ihre Arbeit und wie wenden Sie es an?

 

Rolf Zavelberg: Ich nenne meine Arbeit „Poesie des Lichts“, da ich mit meinem Sinn für Räume und Stimmungen auf die unterschiedlichen Orte und Bauwerke in ihrer jeweiligen Eigenart eingehe. Mein Ziel ist es, deren (eventuell verborgene) Schönheit zu betonen und dem Betrachter Assoziationsräume zu eröffnen, die ihm Raum für Muße und Inspiration lassen.

 

Gerne nutze ich auch Sensoren und Steuerungstechnik, um eine Inszenierung interessant und erzählbar zu machen. Das narrative Element lässt sich leicht verbreiten, sowohl vom Auftraggeber als auch vom Besucher in Form eines persönlichen Erlebnisses, eines Stadtgesprächs oder in den Medien. Dies ist ein Aspekt, der insbesondere beim Corporate Lighting von Bedeutung ist.
 
 
3lux:letters: Viele ehemalige Industrieanlagen sind heute zu Kulturstätten erhoben und mit einem auffälligen Lichtkonzept in Szene gesetzt worden. Was halten Sie von diesem Umgang mit verwaisten Industriedenkmälern?

 

Rolf Zavelberg: Es kommt auf die Art der Umsetzung an: Mir ist es ein Anliegen, die Ästhetik der Industriearchitektur mit ihrer jeweiligen Geschichte aufzugreifen. Ein Beispiel ist die historische Eisenbahnbrücke in Wipperfürth, für die wir 2012 eine Dauerinstallation entwickelt haben. Die Lichtgestaltung fügt sich harmonisch in die Landschaft ein, Scheinwerfer betonen mit ihrem Licht die Stahlkonstruktion und unterstreichen deren natürliche Schönheit. Damit die Inszenierung interessant, aber nicht zu bunt ist, führen Besucher (Bewegungen) und Messdaten (Sonnenstand, Temperatur) die Farben der Leuchten durch ein vorbestimmtes Farbspektrum. Diese spielerischen Elemente laden zum Erzählen ein und machen die Bewegung sichtbar.
 
 
3lux:letters: Die Ansprüche an moderne Industrie- und Gewerbearchitektur sind in der jüngeren Vergangenheit stetig gestiegen – nicht zuletzt, was die Beleuchtung angeht. Welches Projekt zeichnet sich Ihrer Meinung nach durch ein besonders gelungenes Beleuchtungskonzept aus und weshalb?

Rolf Zavelberg: Neue technische Möglichkeiten werden viel zu selten ausgereizt. Bei Schichtarbeit könnte die natürliche Tageslichtkurve nachgebildet werden. Arbeitsphysiologisch sinnvoll wäre beispielsweise, bei einem Arbeitsende in den späten Abendstunden schon eine Weile vor Schichtende den Blauanteil des Lichts zu reduzieren. Die Melatoninproduktion könnte so früher beginnen und die negativen Folgen der Schichtarbeit für den Hormonhaushalt abgemildert werden. Zudem ist es möglich, das Licht mehr an den Arbeitsprozess zu koppeln. Das spart Energie, erhöht Aufmerksamkeit und hilft Unfälle zu vermeiden. Lichtdecken und Anpassung des Lichts an das Tageslicht steigern das Wohlbefinden und die Produktivität.
 
 
Rolf Zavelberg,
geboren 1959 in Bonn, seither zieht sich das Thema „Licht“ wie ein roter Faden durch sein Leben. Heute schafft er ungewöhnliche Lichtinszenierungen, die seinen eigenen Stil vermitteln, seine „Poesie aus Licht“. In seinem Erfahrungsschatz finden sich u. a. Indus triedenkmäler (Industriekathedrale Alte Schmelz), Konzerthäuser (Tonhalle Düsseldorf), Kirchen (Münster in Konstanz), Museen (Bundeskunsthalle in Bonn) und Parks.
www.rolfzavelberg.de

In der Kolumne "NACHGEFRAGT" stellte
das Lichtmagazin 3lux:letters (Ausgabe
1/2014) drei renommierten Lichtexperten
drei Fragen zum Thema „Licht und Industrie“.


Lesen Sie das Interview mit Rolf Zavelberg,
das wir mit freundlicher Genehmigung des Verlags wiedergeben

Licht zum Wohlfühlen ist auch in Gewerbe und Industrie von Vorteil