Räume würdigen

von Rolf Zavelberg

Licht hat mich schon immer fasziniert und beeinflusst. Ich kann mich noch gut daran erinnern, wie ich als Kind gegen eine neue Küchenleuchte protestierte. Das Licht der Leuchtstoffröhre hatte mir körperliches Unbehagen bereitet.

 

Das ich auf Licht direkt reagiere ist geblieben. Es hat dazu geführt, dass ich mich intensiv damit beschäftigte und entsprechend handelte. Bekam ich beispielsweise ein neues Büro, machte ich mich als erstes daran, das genormte und technisch sicherlich hochwertige Arbeitslicht zu ersetzen durch eines, in dem ich mich wohlfühlte.

 

Heute ist mein Büro und meine Wohnung ein "Testlabor" für Lichtsteuerung, Leuchten und Inszenierung. Das Licht passt sich in Intensität und Farbigkeit dem natürlichen Tagesverlauf und meinen sich wechselnden Bedürfnissen an. Es tut so gut, dass ich es jeden Tag aufs Neue genieße.

 

Um ein solches Licht zum Wohlfühlen zu erreichen gilt es nicht nur die Qualität der einzelnen Leuchtmittel zu beachten, sondern den Raum als ganzen, ihn zu inszenieren.

 

Eine kleine Veränderung der Lichtfarbe und Intensität und schon ist die Stimmung im Raum eine ganz andere. Deshalb ist Licht für mich das faszinierendste Gestaltungselement, das ich kenne. Oder vielleicht sollte ich besser sagen Licht und Schatten, denn das Zusammenspiel aus Hell und Dunkel, die verschiedenen Abstufungen machen es interessant und einmalig.

 

Auch die Schönheit der Natur ergibt sich für mich durch ihren Detailreichtum, den beständigen Wandel und dem Zusammenspiel von Licht und Schatten. Diese lebendige Vielfalt mit meiner Arbeit zu würdigen ist mir ein großes Anliegen und eine Haupttriebfeder meiner Arbeit.

 

Bewusst lenke ich dabei mit der Lichtsetzung die Aufmerksamkeit der Besucher, hebe manches hervor und lasse anders in den Hintergrund treten. Schattengeber, die wir häufig selbst und Auftragsbezogen kreieren, erlauben uns zudem die Flächen und Objekte auf natürlich wirkende Weise zu illuminieren.

 

Durch das Licht sehen wir Farben und Konturen, und die Güte des Lichts bestimmt, ob sie fade oder lebendig wirken. Das mit LEDs zu erreichen war lange ein Problem. Aber dank SORAA ist es nun gelöst. Ich bin Dr. Shuji Nakamura, Professor und Mitbegründer von SORAA, und seinem Team zutiefst dankbar, dass sie so lange forschten, bis sie dieses wirklich außerordentlich hochwertige Licht geschaffen hatten. Ich kenne kein besseres.

 

Die SORAA Leuchtmittel geben nicht nur Weiß und das gesamte Farbspektrum naturgetreu wieder, sondern ermöglichen auch einen klaren und scharfen Schattenwurf. Beides ist sehr beeindruckend und macht sie für mich zu einem bevorzugten Werkzeug.

 

Zu welch beeindruckenden Kunstwerken die Natur fähig ist, zeigt sich beispielsweise an einer Tropfsteinhöhle in Saalfeld, Deutschland, die wir derzeit illuminieren. Für Jahrhunderte wurde dieses ehemalige Bergwerk sich selbst überlassen. In dieser Zeit bildeten sich wunderschöne Felsformationen in einer erstaunlichen Farbenvielfalt.

 

In den Quellgrotten, einem Teil des Höhlensystems das wir im Januar 2016 illuminierten, findet man unzählige feine Abstufungen im Ocker sowie eine Vielzahl verschiedener Weiß-, Schwarz- und Blautöne. Um diese Herauszuarbeiten setzten wir SORAA Leuchtmittel mit verschiedenen Farbtemperaturen ein.

 

Die Farben mancher Mineralien oder Gesteinsschichten erforderten ein kaltweißes Licht, andere ein wärmeres. Weiterhin nutzen wir verschiedene SNAP-Aufsätze, insbesondere Optiken mit elliptischer Abstrahlcharakteristik, um die Struktur der Gesteins- und Mineralformationen zu unterstreichen und zusammen mit unseren Schattengebern die Tiefe zu betonen.

 

Es war beeindruckend zu erleben, wie sich mit jeder Leuchte, die ich zusammen mit Gordon Axmann setzte, die Schönheit und Vielfalt dieser Tropfsteinhöhlen weiter entfaltete. Als Lichtkünstler spüren wir die Veränderung, die im Raum stattfindet, sobald alles an seiner "richtigen" Stelle ist. Es kommt dafür darauf an, dass alle Elemente zusammenwirken, und es ist immer wieder erstaunlich, was selbst kleine Veränderungen, beispielsweise der Ausrichtung, bewirken.

 

Für die Feinausrichtung nutzten wir daher bevorzugt die Abend- und Nachtstunden, wenn wir alleine im Bergwerk waren, um uns gänzlich ungestört den Details zu widmen. Ich spüre noch heute die tiefe Ehrfurcht und Dankbarkeit, die in mir aufstieg, als wir eines Abends, es war schon nach Mitternacht, das fertige Ergebnis betrachten konnten. Es war fast unmöglich, mich von dieser unwirklichen Schönheit zu lösen. Ich sah plötzlich die Geschichten, die der Berg erzählte. Irgendwie hatte unsere Arbeit die Trennung aufgehoben, und ich fühlte mich eins mit diesem wunderbaren Kunstwerk der Natur.

 

Das ist es, was meine Arbeit so befriedigend macht, und das ist es, was auch die Besucher letztlich spüren, wenn Sie sich unterstützt durch die sensible Inszenierung öffnen und sich berühren lassen von den zauberhaften Gestaltungskräften der Natur.

 

Blog-Beitrag von Rolf Zavelberg für SORAA, 30.09.2016

Rolf Zavelberg. Der Lichtkünstler aus Köln schafft Räume zum Wohlfühlen, kreiert Lichterzählungen und macht Unsichtbares sichtbar. Für die Inszenierung einer historischen Eisenbahnbrücke nutzt er beispielsweise den Sonnenstand, die aktuelle Temperatur und Bewegungen von Besuchern. Diese Daten werden live erfasst und ausgewertet. Die Illumination gibt so die Einflüsse von Natur und Mensch in einem lebendigen Miteinander wieder. 

 

Rolf Zavelberg in einem Blog-Beitrag für SORAA, 30.09.2016